Ich bin 1970 geboren und verbrachte bis zu meinem Umzug auf mein Hausboot mein gesamtes Leben in der Pfalz.
Meine Eltern hatten kurz vor meiner Geburt das großelterliche Lebensmittel- und Spielwarengeschäft übernommen. Somit war das Geschäft der Mittelpunkt allen Lebens. Viel Zeit für die Kinder blieb da nicht. Dafür wurden meine Schwester und ich früh in die Arbeitswelt eingebunden. Vielleicht hatten wir Kinder auch deswegen später kein Interesse daran, das Geschäft weiterzuführen.
Als Jugendlicher habe ich ganze Modelleisenbahnen für Kunden gebaut, hinter und vor der Theke beraten und bedient, Prospekte ausgetragen und natürlich auch zum Jahreswechsel die Bestände gezählt - Inventur. Mein eigener "Spielzeugbestand" war im Vergleich zu dem meiner Altersgenossen eher gering. Und das Spielen im Laden nicht erlaubt.
Da mein Vater mit Vorliebe alle Umbau- und Renovierungsarbeiten an Haus und Laden selbst vornahm, habe ich im Grund so nebenbei noch die eine oder andere Handwerkerlehre absolviert.
Die verbleibende freie Zeit verbrachte ich in meiner Gedankenwelt und an der frischen Luft. Zumeist alleine.
Aus einem Impuls heraus entschied ich mich mit 16 für eine Ausbildung zum Feinmechaniker und ein anschließendes Ingenieurstudium. Ich startete mein Berufsleben im inhabergeführten deutschen Maschinen- und Anlagenbau.
So richtig geplant hatte ich die Karriere nie. Und was dann daraus wurde, hat mich rückblickend schon überrascht. Nach einigen Jahren als Konstrukteur und Projektleiter durfte ich die Leitung der Konstruktionsabteilung übernehmen.
Als junger Vollbluttechniker 16 teils ganz unterschiedliche Menschen zu führen, war rückblickend die größte berufliche Herausforderung, die ich insgesamt hatte. Es ging plötzlich nicht mehr um Termine, Kreativität und technische Details, sondern um Menschen und um das, was jeder Einzelne so in seinem "persönlichen Rucksack" mitbrachte. Das, was ich bis dahin im Leben – und insbesondere während des Studiums - gelernt hatte, konnte mir hier nicht mehr weiterhelfen. Eine aufreibende Zeit für mich.
Meine Not war so groß, dass ich anfing, mich im Eigenstudium mit Mitarbeiterführung, Persönlichkeitsentwicklung und Psychologie zu beschäftigen. Zum ersten Mal wurde mir wirklich bewusst, dass in vielen Situationen ICH, meine Prägungen und Denkmuster das Problem waren – und nicht mein Gegenüber. Ich entschied mich zu einer Coachingsausbildung. Neben den vielen Werkszeugen, die ich bei dieser Weiterbildung erlernen durfte, war diese Zeit von einer großen persönlichen Weiterentwicklung und letztlich auch von einer Reise zu mir selbst geprägt. Und diese Reise hält bis heute an.
Im sechsten Jahr meiner Abteilungsleitung wurde mir die Geschäftsleitung desselben Unternehmens – nun mit einem großen Industriekonzern als Eigentümer – übertragen. Neben dem Ausbau des Geschäfts und der Integration unseres mittelständischen Unternehmens in die Strukturen eines Großkonzerns bestand ein großer Teil meiner Tätigkeit darin, „meine Mitarbeiter" bei ihrer Weiterentwicklung zu unterstützen. Gerade die mit dem Eigentümerwechsel verbundenen Veränderungen waren für viele Mitarbeiter eine große Herausforderung. Und ich merkte, dass das Begleiten von Menschen mehr und mehr zu einem echten Lebenssinn wurde. In mir entwickelte sich eine neue Vision. Nach sieben Jahren in der Geschäftsleitung stieg ich aus dem Unternehmen aus und machte mich selbstständig. Seitdem begleite ich als psychologischer Berater und Coach Menschen durch stürmische Zeiten und unterstütze sie dabei, schnell wieder in ruhigeres und sicheres Fahrwasser zu kommen.
Irgendwann fiel mir auf, dass Coaching zwar prinzipiell funktioniert, die Menschen – auch ich – aber trotzdem immer wieder am gleichen emotionalen Punkt landen. An diesem geht es nur schwer, oft auch gar nicht, weiter. Ich verstand, dass das reine Durchdenken und Verstehen von gewünschten persönlichen Verhaltensveränderungen nicht ausreicht. Wir Menschen müssen das, was uns im Leben dazu gebracht hat, uns diese ungünstigen Verhaltensweisen anzueignen, in einem ruhigen Rahmen erneut durchfühlen. Gelesen und verstanden habe ich das bei Hans-Joachim Maaz und anderen Psychologen. Die Frage war allerdings, wie durchfühlt man eine alte Sache?
Geschlossen hat sich der Kreis für mich erst, als ich Prof. Dr. Franz Ruppert und seine Methode der Selbstbegegnung (IoPT) kennengelernt habe. An meinen eigenen Themen durfte ich erfahren, wie wertvoll diese Arbeit ist. Seit meiner Weiterbildung bei Birgit Assel ist die IoPT für mich zu einer sehr wichtigen Methode in der psychologischen Beratung geworden. Endlich lassen sich die emotionalen Verstrickungen, in denen wir Menschen uns alle befinden, entdecken, auflösen und wir können dadurch befreiter leben.
Ich bewerte Menschen und ihre Handlungen generell nicht (mehr). Ich beobachte zwar das Verhalten von Menschen und versuche, es zu verstehen und einzuordnen, indem ich es mit dem Blick auf den ganzen Menschen – zum Beispiel auf seine ganz eigene Biografie – betrachte, aber ich bewerte es nicht.
Ja, es stimmt: Menschen sind in der Lage, furchtbare Dinge zu tun. Und dort, wo gegen geltendes Recht verstoßen wird, muss das in meinen Augen auch konsequent verfolgt werden.
Was ich in meiner Praxis und bisweilen auch in der Gesellschaft erlebe, ist aber ein permanentes Umherlaufen mit erhobenem Zeigefinger. Ein Moralisieren. Ein Bewerten und Verurteilen. Ein Einteilen in Gut und Böse.
Ich habe in meiner Schul- und Lehrzeit selbst erlebt, was das moralische Be- und Verurteilen für dramatische Folgen hat. Daher habe ich vor vielen Jahren entschieden, dass ich mich nur noch von demjenigen bewerten lasse, der mein Leben in meinen Schuhen gelaufen ist. Und das bin ICH!
Im Gegenzug bewerte auch ich andere Menschen nicht. Auch SIE nicht, wenn ich mit Ihnen arbeite.